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Der Tag danach
Terror und Finanzkrisen, Megastürme dank Klimawandel, Blackouts und irre Staatschefs rund um den Globus: Was, wenn alles zusammenbricht? Immer mehr Menschen wollen vorbereitet sein und üben das ÜBERLEBEN IN DER STADT. Unser Autor trainierte mit
Das Schlimmste ist die Panik hinter mir. Und dass ich
sie verursacht habe. Vor mir zwingt uns der Tunnel,
durch den wir kriechen, immer weiter in die Dunkelheit.
Kalt leckt Brackwasser an meinen Knöcheln,
ich habe eine Ratte weghuschen sehen, und es ist so
eng, dass ich mit meinem Rucksack immer wieder
an rostigen Streben hängen bleibe. All das kann ich
wegstecken. Aber mit den Schreien meiner Gefährten
hinter mir komme ich weniger gut klar: „Wie weit
geht es noch?“ – „Ich will hier raus!“ – „Siehst du das
Zeichen endlich oder den Ausgang?“
Der Tunnel soll uns in ein verschlossenes Gebäude
führen, in dem wir Unterschlupf suchen. Doch
ich finde das Kreidezeichen nicht, das uns den Weg
weist. Warum war ich nur so vorlaut und wollte vorangehen?
„Wir müssen zurück“, zischt jemand hinter
mir. Erst als wir uns schon umdrehen, fällt das
Licht meiner Taschenlampe auf eine Luke über uns.
„Da ist er, der geheime Eingang!“
Es ist ein Überlebenstraining, das mich in diese Lage
gebracht hat. Nicht etwa in der Wildnis oder in einem
Krisengebiet, sondern auf dem Westberliner Teufelsberg:
einem bewaldeten Hügel am Rand der Hauptstadt,
wo seit dem Ende des Kalten Krieges eine Endzeitlandschaft
vor sich hin modert. Einst richteten hier
unter den Kuppeln einer Radarstation amerikanische
und britische Geheimdienste ihre Überwachungsantennen
auf die DDR, heute ragen nur noch Betonruinen
in den Himmel. Der ideale Ort, um zu lernen, wie
ich im Katastrophenfall in einer zerstörten Stadt überleben
könnte. „Urban Survival“ nennt sich das. Wenn
Terroristen eine schmutzige Bombe zünden, wenn es
zu einem Reaktorunfall kommt, wenn ein Blackout alles
lahmlegt und die Zivilisation zusammenbricht: Wo
finde ich dann Unterschlupf? Wie komme ich an Essen
und sauberes Wasser? Mit welchen Problemen muss ich
rechnen, und wie kann ich mich darauf vorbereiten?
(...)