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"Ein müder Don Quijote"
Interview mit Juan Moreno, Journalist des Jahres und Aufdecker des Relotius-Skandals
"Die größte Gefahr für den Journalismus
sind nicht Fälscher wie Relotius. Die Gefahr
ist, dass viele Journalisten faktisch keine
Zeit haben, den Beruf so zu machen, wie
man ihn eigentlich machen sollte." - Ein
Zitat aus meinem Gespräch mit Juan Moreno.
Das Interview fand in den Räumen des
Berliner Journalistenbüros
Blockfrei statt. Hier war er vor fünf
Jahren kurzzeitig Zwischenmieter, während
er sein Buch „Uli Hoeneß – Alles auf
Rot“ schrieb. Moreno war erst am Vorabend
aus Malta zurückgekehrt, wo er für den
Spiegel unterwegs war. Der Reporter trägt
auch drinnen einen Schal, hustet häufig
und sieht ziemlich müde aus.
Herr Moreno, Sie recherchieren zum Tod
von Daphne Caruana Galizia auf Malta. Sie
können also weiterhin normal arbeiten –
trotz des Rechtsstreits mit Relotius?
Juan Moreno: Es gibt keinen Rechtsstreit –
der ist nach wie vor nur angekündigt. Es
ist trotzdem nicht ganz einfach, normal
weiterzuarbeiten. Erst kam im September
die Buchveröffentlichung, dann viele Interviews
rund um die Buchmesse. Dann
die Forderung auf Unterlassung von Relotius’
Anwalt, die mich dazu zwang, noch
mal mit meinen Quellen zu sprechen und
alle Belege zu prüfen.
Ich bin jetzt gut vorbereitet und versuche,
zu meiner anderen Arbeit zurückzukehren.
Ich hatte bereits vor Veröffentlichung des
Buches mit dem Verlag abgesprochen, dass
es keine Lesereise geben würde. Nach dem
Buch sollte das Thema Relotius für mich
erledigt sein.
„Mamá, Papá, no os preocupéis, ya ha acabado
todo.“ So lautet der letzte Satz Ihrer
Danksagung im Buch: Mama, Papa, macht
euch keine Sorgen, jetzt ist alles vorbei …
(lacht laut) … ja, wenn man über Fehler
in dem Buch reden will, dann war das eindeutig
einer. Ich dachte wirklich, es wäre
endlich mit Relotius in meinem Leben
vorbei. Offenbar irrte ich mich.
(…)