Artikel
Seid willkommen, Millionen!
Der deutsche Luxusmarkt profitiert von reichen Touristen aus China, Russland und Arabien. Wie sich Städte, Händler und Hoteliers auf den Ansturm vorbereiten
Diese Geste versteht man überall: Die Chinesin reibt Daumen, Zeige- und Mittelfinger aneinander – Knete, Kohle, Pinkepinke. „Fürs Geld ist ihr Mann zuständig“, erklärt die Übersetzerin. Der aber ist nirgendwo zu sehen. Fei Fei, die junge Frau mit der michblassen Haut und den schrillen Klamotten ist allein auf Shoppingtour am Frankfurter Flughafen. „Mein Mann hat eine Reiseagentur und muss viel arbeiten, und mit ihm zusammen macht es sowieso keinen Spaß“, sagt die kleine 36-Jährige mit den Nietenturnschuhen und dem Glitzertotenkopf auf der Kappe. Dann wendet sich wieder den Parfums zu. Gucci Gucci gefällt ihr gut, oder doch besser Dior Addict? Sie hebt die gezupften Brauen und schaut ihre Beraterinnen an. Die eine ist klein und asiatisch, ganz in Schwarz gewandt. Laut Namensschild ist sie „China Consultant“ der Parfümerie. Die andere ist groß, schlank und deutsch, in ein auffällig oranges Jackett gekleidet. Der Frankfurter Flughafen stellt sie als Shopping-Assistentin zur Verfügung. Beide sprechen perfekt Chinesisch und nehmen sich viel Zeit. Fei Fei ist wirklich gut umsorgt.
Der Service des Flughafenbetreibers Fraport heißt „Personal Shopper“ und liegt im Trend. Immer mehr Luxus-Touristen geben in Deutschland immer mehr Geld aus – und werden von Städten, Geschäften und Hoteliers kräftig umworben. Wie die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) im Auftrag der Bundesregierung ermittelt hat, ist der Anteil ausländischer Gäste im vergangenen Jahr deutschlandweit um 4,5 Prozent gewachsen. Insgesamt buchten sie die Rekordzahl von 71 Millionen Übernachtungen und ließen 37 Milliarden Euro im Land. Besonders rasant wuchs der Anteil an Arabern (+20,2%), Russen (15,5%), und Chinesen (+11%). Damit schwillt der Besucherstrom genau bei den Gruppen am stärksten an, die auch am meisten Umsatz pro Einkauf bringen. Vor allem an den Hauptreisezielen München Berlin und Frankfurt werden die „Big Spender“ vielfältig hofiert (...)